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Messetower

Das Grundstück auf der nördlichen Seite des ICCs erweist sich als ernst zu nehmender möglicher Hochhausstandort. Die Lage direkt am S-Bahnhof Witzleben, sowie neben dem Omnibusfernbahnhof, und die Adresse "Neue Kantstraße 1" an der Kreuzung von Messedamm und Masurenallee / Neue Kantstraße bieten die verkehrstechnischen Voraussetzungen für ein solches Großprojekt.
Die unmittelbare Nähe und der städtebauliche Zusammenhang mit der Messe sprechen für eine dem ICC / Messegelände zugeordnete Nutzung.

Das Hochhaus steht in ausreichendem Abstand zu bestehender Wohnbebauung, und raubt somit den Berlinern weder Licht, Luft noch Sonne in übertriebenem Maße. Vielmehr hat es als neues Wahrzeichen das Potential, der Stadt auch auf westlicher Seite wieder Auftrieb zu geben und ergänzt den Funkturm als Endpunkt der Avus.
Hochhäuser haben in Berlin Tradition als Elemente, die der Stadt Ordnung geben und die Orientierung vereinfachen. Im Gegensatz zu den Hochhaustädten in Amerika und Asien, wo Hochhäuser in Clustern zusammenstehen und gemeinsam wirken, werden in Berlin einzelne stadtordnende Elemente gezielt gesetzt. Diese finden sich, wie zum Beispiel auch der Treptower oft am S-Bahnring und geben somit der Stadt eine innere Grenze.

Ein Hochhauskonzept für Berlin

Berliner Hochhäuser von gesamtstädtischer Bedeutung:

  • Fernsehturm Alexanderplatz
  • Europacenter
  • Postbank (Kreuzberg)
  • Potsdammer Platz: Debis, Bahntower, ???
  • Japanisches Handelszentrum
  • Charité
  • Plattenbauten Leipziger Straße
  • Springer Hochhaus
  • gsw Hochhaus
  • Allianz Treptower
  • ...
  Das Zusammenwachsen Berlins bedarf inzwischen, 13 Jahre nach der Wende, einer gleichmäßigen Entwicklung auf beiden Seiten der Stadt. Der Bauboom in der "Neuen Mitte" hat zwar noch nicht abgerissen, nähert sich aber langsam einem normalen Maß städtischer Erneuerung an.
Die neue, veränderte, zusammengewachsene Stadt bedarf auch neuer ordnender Elemente, die kommenden Generationen die Orientierung in der Stadt erleichtern, und eine Identifikation mit der zusammenwachsenden Stadt ermöglichen.
  Einen bedeutenden Anteil an Identifikation mit und Orientierung in Berlin kann ein gesamtstädtisches Hochhauskonzept leisten. Es gibt bereits Orte in Berlin, deren Hochhaustauglichkeit kontrovers diskutiert wird. Dazu zählen neben dem gewählten Grundstück z.B die Umgebung des Ostbahnhofes, der Alexanderplatz und die Westcity, die noch vor wenigen Jahren frei von neuen Hochhäusern gehalten werden sollte.
  Das Ringstadtkonzept, das Subzentren entlang des Berliner S-Bahn-Ringes zu entwickeln sucht, scheint das geeignete Konzept zu sein. Neben den funktionalen Eigenschaften dieser Subzentren bedarf es natürlich auch der architektonischen Artikulation.

Stadteingang - Stadtausgang
Verhältnisse zu den Stadtachsen

Viele Menschen, die in Berlin ankommen, ob sie dies mit dem Auto oder mit der Bahn tun, bewegen sich auf das hier zur Disposition stehende Grundstück zu. Bisher bildete der Funkturm das einzige aus größerer Entfernung sichtbare Zeichen eines Stadteingangs am Messegelände. Hier kreuzen sich mehrere wichtige Stadtachsen, zum Teil direkt am vorliegenden Grundstück, zum Teil tangieren sie das Grundstück aber auch nur in ihrer gedachten Verlängerung.

Avus

Bewegt man sich auf der Avus in Richtung Stadtzentrum, wechselt der Funkturm als Markierung des Stadteingangs und Endpunktes der Avus kurz nach der Ausfahrt Hüttenweg durch eine fast unmerkliche Krümmung der Autobahn von der rechten auf die linke Seite. Ein Hochhaus an gewählter Stelle stünde leicht nach rechts versetzt hinter dem Funkturm, würde seine Sichtbarkeit also nicht beeinträchtigen, sondern im Gegenteil ergänzen, und die bei mäßigem Wetter gar nicht so einfach am Horizont auszumachende filigrane Silhouette des Funkturms in ihrer Funktion unterstützen.

(Neue) Kantstraße

Die Kantstraße als Stadtachse zu bezeichnen, ist angesichts der nahegelegenen Magistrale Kaiserdamm / Bismarkstraße, hinter deren Wichtigkeit sie deutlich zurückbleibt, vielleicht ein wenig übertrieben, zumal die Kantstraße zwei leichte Knicke an den Kreuzungen mit der Wilmersdorfer- und der Suarezstraße aufweist. Dennoch handelt es sich um eine wichtige Hauptstraße, die gesamtstädtisch von Bedeutung ist.
Kommt man vom Savignyplatz, so befände sich das Hochhaus noch auf der linken Seite der Straßenflucht; zwischen den Knickpunkten, Wilmersdorfer- und Suarezstraße, angelangt, würde man es genau in der Straßenflucht aufragen sehen, dann auf der rechte Seite.
Zudem verlässt man mit dem Überschreiten der Ostpreußenbrücke den Innenstadtbereich. Die Art der Bebauung wechselt schlagartig von einer geschlossenen Blockrand- in eine aufgelockerte Solitärbebauung, die von herausragenden Einzelarchitekturen bestimmt wird: dem Haus des Rundfunks, dem Messegelände mit dem Haupteingang am Hammarskjöldplatz und dem ICC.

Stadtautobahn aus Richtung
Hamburg

Von Hamburg kommend erreicht man die Stadt über einen Autobahnzubringer, der noch nördlich der Rudolf-Wissell-Brücke auf die A100 trifft. Während der Annäherung an die Innenstadt hat man immer wieder die westliche Stadtsilhouette vor Augen, besonders den Funkturm. Die Situation kulminiert auf der Rudolf-Wissell-Brücke, die in einer langgezogenen Kurve in Fahrtrichtung auf das Messegelände einschwenkt. Auch hier würde ein Hochhaus gegenüber dem ICC die stadttorhafte Situation verstärken, und einen eindeutigen Punkt des Stadteinganges im Westen Berlins markieren.

Hochhaustragwerke

Was haben Hochhaustragwerke in Zukunft zu leisten?
Konventionelle Bauvorhaben werden oft nur auf eine Lebensdauer des Gebäudes von 20 bis 30 Jahren kalkuliert. Danach geht man von einer aufwendigen Sanierung oder sogar von einem Abriss aus. In dieser Zeit müssen sich die Gebäude wirtschaftlich amortisieren, im Allgemeinen auch Gewinn abwerfen.
Die Natur des Hochhauses bringt es mit sich, dass deutlich längere Zeiträume zur Kalkulation zur Verfügung stehen, da ein Hochhaus im Allgemeinen der Repräsentation dient. Es kommen hochwertige Materialien zum Einsatz, und Dauerhaftigkeit und hervorragende Verarbeitung werden angestrebt. All diese Werte sollen schließlich den Großartigkeitsanspruch des Bauherren bzw. des späteren Nutzers repräsentieren.

 

Die Struktur eines Hochhauses schließlich erschwert einen eventuell notwendig werdenden Abriss.
Dem gegenüber steht die zu erwartende Nutzungsdauer des Hochhauses, die mit sich bringt, dass die Nutzungen sich an die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen anpassen müssen. Eine Tatsache, der schon seit langer Zeit Rechnung getragen wird, indem Geschossgrundrisse möglichst frei von Stützen gehalten werden.
Neuerdings wird dies jedoch als nicht mehr ausreichend empfunden, und Wissenschaftler untersuchen die Möglichkeit, auch eine "vertikale Flexibilität" zu erreichen.

 

Die Reaktion des Tragwerkes auf die neuen Anforderungen ist noch ungewiß. Eine vertikale Flexibilität läßt sich nur erreichen, wenn man Geschoßdecken entfernen, oder zumindest vielfältig durchstoßen kann.
Angestrebt wird die Trennung von Permanenttragwerk und lokalen Ausbauten, die sich kurzfristig an die Wünsche der Nutzer anpassen lassen.
Entsprechend versteht man auch nur die äußere Haut als permanente Hülle des Gebäudes, eine zweite, innere Haut wird in ihrer Gestalt durch die Nutzung bestimmt.

  Es wird also in Zukunft bei Hochhäusern eine Unterscheidung zwischen einer permanenten Struktur und den Einbauten geben.
Zur permanenten Struktur zählen im Allgemeinen ein Erschließungskern, das Hauptragwerk und die äußere Hülle.

Fexible Nutzungsmischung

Der Nutzungszusammenhang mit der Messe drängt sich als erstes auf, wenn man sich das Umfeld des gewählten Grundstückes betrachtet. Dennoch ist eine gewisse Distanz zur Messe vorhanden, die eine direkte Messenutzung ausschließt. Der Messe zugehörige Nebenfunktionen scheinen als Nutzung am angebrachtesten.
Die Messe formulierte für den städtebaulichen Wettbewerb, der im vergangenen Jahr stattfand einen Bedarf an hochwertigen Hotelzimmern. Ein Teil des Hochhauses könnte also als Hotel fungieren. Zudem scheint es mir wichtig einen repräsentative öffentliche Nutzung an das Gebäude zu binden, die eine Identifikation der Berliner mit der Messe und dem neuen Hochhaus erleichtert. Denkbar wäre sowohl ein Café und eine Terrasse zur Autobahn, die das direkte Umfeld des Hochhauses beleben würde, als auch ein Restaurant im obersten Geschoss, in dem die Berliner und ihre Gäste den Blick über die Stadt genießen können. Derartige Nutzungen würden auch die Auffenthaltsqualität im Messeumfeld enorm steigern.
Die Messeverwaltung wäre ein denkbarer Nutzen von Büroetagen.

Bewegung
Geschwindigkeit

Die Lage des Grundstücks und das Vorhaben, ein Hochhaus zu bauen diktieren geradezu das Thema der Bewegung und des Halts. Umgeben von Hauptverkehrsstraßen und der Autobahn bildet das Hochhaus den Ruhepunkt in der quirligen Atmosphäre des Stadtrings.

ICC
Berlin

Das ICC als riesenhafter Fremdkörper, wie ein gelandetes Ufo aus einer fremden Dimension, verbindet sich nicht auf traditioneller Ebene mit der Stadt. Vielmehr versucht es, den Utopien der 1950er und 1960er Jahre nach, sich mit dem Adernsystem der Autostadt zu koppeln und ist durchzogen von Individualverkehrssträngen. Der Besucher soll in seinem Vehikel das Gebäude betreten, ohne einen Fuß auf die Straße setzen zu müssen.
Bewegung und Geschwindigkeit finden in nur zwei Formen statt: Außerhalb des ICC tangiert der schnelle Verkehr ohne Halt, innerhalb findet ein langsames Durchfahren und Parken statt.
Ein extrem introvertierter Ansatz des Umgangs mit der näheren Umgebung, der zur Architekturidee der Zeit der Planung des ICC passt, aus heutiger Sicht aber unangebracht scheint.

aufeinandertreffende
Stadtkonzepte

Ein zweiter derart dem Stadtraum abgekehrter Solitär darf an dieser Stelle nicht entstehen. Eine Reaktion auf die an den Brandwänden abgeschnittene ursprüngliche Stadtbebauung und auf die Verkehrschneise der Ringbahn/Autobahn ist von Nöten. Es wird eine Vermittlung zwischen den beiden aufeinandertreffenden Stadtkonzepten angestrebt: der Blockrandbebauung im Norden und Osten und der Solitärbebebauung im Süden und Westen. Die Lage jenseits des Innenstadtrings, direkt neben dem ICC verlangt nach einer starken Geste, einer Solitärbebauung, der Vorplatz des ICC jedoch nach einer einem Blockrandkonzept ähnlichen Fassung.
  Es wird also ein vielschichtig hybrides Konzept angestrebt, das städtische Qualitäten ähnlich einer Blockrandbebauung erzeugt, dabei die Bewegung und Geschwindigkeit des Stadtringes thematisiert und vor allem ein Stadtzeichen setzt, das die Messe identifiziert und als Anhaltspunkt für den Stadteingang fungiert.

Dimensionen

Um ein ansprechendes Verhältnis von der Höhe eines (Turm-) Hochhauses zu seinem Durchmesser zu erreichen bedarf es einen Schlankheit von 1:4 oder mehr. Betrachtet man vereinfachter Weise das Hochhauses als Zylinder, so erweisen sich Durchmesser erst oberhalb von 30 Metern als wirtschaftlich, was eine (wirtschaftliche) Höhe von 120 Metern oder mehr ergäbe.

Leistungen

Die zu erbringenden Leistungen werden sich in ihrem Umfang an den geforderten Leistungen der Aufgabenstellung des Regeldiploms orientieren.

Mit dem Fortschreiten des Entwurfes und den sich daraus ergebenden Erkenntnissen kann es notwendig werden, den Leistungsumfang dem entstehenden Gebäudekonzept anzupassen.

 

 

Insbesondere werden folgende Schwerpunkte beleuchtet werden:

städtebauliche

Untersuchung der städtischen Qualitäten eines Hochhauses am gewählten Ort: Beleuchtung des Berliner "Ringstadtkonzeptes" unter Berücksichtigung der Stadtein- und ausgänge Avus, Kaiserdamm und der Sadtautobahn A100,
Analyse der Fernwirkung des Hochhauses an den Stadtachsen und des Zusammenspiels mit Funkturm, SFB und dem geplanten Hochhaus Kaiserdamm Ecke Messedamm,
Nachweis über die Aufwertung der stadträumlichen Qualitäten des Vorplatzes des ICC;

wirtschaftliche

Aufstellen eines Nutzungskonzeptes im Zusammenhang mit der Berliner Messe unter Berücksichtigung der Notwendigkeit, ein derart symbolträchtiges Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich machen zu müssen, um eine breite Akzeptanz zu erreichen;

architektonische

Überprüfung der städtebaulichen Erfordernisse an die Höhe des Hochhauses im Zusammenhang mit einem für das Umfeld verträglichen Schattenwurf,
Entwicklung der baulichen Masse und Form anhand der Ergebnisse der vorangegangenen Schritte;
zu berücksichtigen ist dabei das hohe Verkehrsaufkommen im Umfeld und das Thema der Bewegung, das sich daraus ergibt und durch den Entwurf interpretiert werden soll,
ebenso wie das ständig wechselnde Publikum der Messe und die damit verbundene Imageveränderung des Umfeldes (Wie passe ich mich den verschiedenen Messeevents an?)

konstruktive

Entwicklung eines der Höhe und Schlankheit des Gebäudes angemessenen Tragwerkes unter Berücksichtigung des komplizierten Baugrundes, der von der ICC-Durchfahrt geschnitten wird,
Differenzierung in Permanentstrukturen mit langer Lebensdauer und nutzungsspezifische Einbauten,
Entwicklung eines Brandschutzkonzeptes

darstellerische

Neben den üblichen Darstellungen auf Papier und im Modell verfolgt diese Arbeit das Ziel der Darstellung des gesamten Projektes als Website im Internet,

Pläne:

  • Lage im Stadtgefüge 1:50000, 1:10000
  • Lageplan 1:1000
  • Grundrisse, Schnitte, Ansichten 1:500
  • Ausgewählte, beispielhafte Grundrisse, Schnitte, Ansichten 1:200
  • Perspektivische Ansichten und Fotomontagen zur Verdeutlichung der Lage im Stadtbild
  • Fassadenschnitt voraussichtlich 1:50
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Ein frei gewähltes Diplomthema im Studiengang Architektur
am Lehrstuhl Architekturdarstellung und Architekturinformatik
Dipl.-Ing. M.Arch. Jörg Rügemer - Gastprofessor
an der BTU Cottbus von Janek Pfeifer